05.02.10 Von: Jochen Nützel
Expedition Der Coburger Peter Faltermeier forstet vor der ägyptischen Küste ein Stück Riff wieder auf. Dank eines neuartigen Klebers können sogar abgestorbene Korallen wieder wachsen. Das Pilotprojekt unterstützt unter anderem die LMU München.
Wie das geht? Das Wundermittel sieht aus wie Knetmasse für Kinder, doch in dem blauen und orangefarbenen Kit steckt eine Revolution: „Es gibt bereits Korallenkleber, aber nur fürs Aquarium. Unserer ist fürs Salzwasser und das offene Meer geeignet, er wird nach kurzer Zeit knochenhart und trotzt auch starker Strömung“, erklärt Faltermeier und dreht den Kautschuk zwischen den Fingern. Dann drückt er ihn auf ein Trägermedium, etwa einen Kalkstein, und steckt ein Stück Koralle hinein. Das Besondere: Die Masse, ein Ein-Komponenten-Kleber, ist angereichert mit Spurenelementen. Sobald der Kit geknetet wird, geben in seinem Inneren winzige Kapseln einen Dünger-Cocktail frei. Der ist nicht nur zu 100 Prozent biologisch abbaubar und somit harmlos für Tiere und Pflanzen, er regt das Wachstum der Gewebehaut der Korallen ungemein stark an. Faltermeier und die Entwicklerin des Klebers, die Coburger Ingenieurin Elfi Kummer, haben in Aquarien-Versuchen festgestellt, dass eine damit behandelte Koralle pro Jahr 20 Zentimeter zulegt – in freier Natur wächst sie in diesem Zeitraum gerade mal einen Zentimeter.
Anfang März wird sich Faltermeier auf den Weg nach Ägypten machen – mit 500 Kilogramm des Klebers im Wert von rund 10000 Euro. Eine Abordnung der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München soll das Projekt begleiten und dabei das Stück Riff vermessen sowie den Grad der Schädigung erfassen. „Die Korallen dort sind noch relativ intakt – und das soll so bleiben. Deswegen gehen wir runter und bessern da aus, wo es schon Löcher und Risse gibt.“ Auch die größte ägyptische Umweltschutzorganisation Hepta hat ihre Unterstützung angekündigt und will das Gebiet während der „Bauarbeiten“ abriegeln.
Das Vorhaben des Coburgers ist so noch nie praktiziert worden. „Ich verspreche mir viel davon“, sagt der 47-Jährige. Wenn der Pilotversuch klappt, dann ließe sich das Aufforstungsprogramm beispielsweise auch vor Sri Lanka anwenden, wo 2006 der verheerende Tsunami auch einen Großteil der Riffe verwüstete. Der Wiederaufbau der Unterwasser-Landschaft wäre eine Sensation – vielleicht gelingt sie mit einem besonderen Klebstoff made in Coburg …